Kampf der Kulturen: Warum über Alternativen nachdenken?

Wer eine Ideologie zu hoch hält, bringt sich freiwillig um die Kraft der Vision

Kampf der Kulturen: Der Teufel im Erdenloch, ein Volksstück von Ingo Munz

»Der Teufel im Erdenloch« ist ein Volksstück in zwei Akten

Der Teufel im Erdenloch, ein Volksstück von Ingo Munz

Die Rechte an dem Volksstück hält der »Verlag Ingo Munz«. Wie kein anderes Werk verdeutlicht »Der Teufel im Erdenloch« das Wesen der Amorkratie. Weitere Informationen, Rezensionen und Leseproben findest Du hier

Im »Kampf der Kulturen« macht sich ein dreiköpfiger Spähtrupp auf in Feindesland. Der Auftrag: Des Gegners Oberschurke soll ausfindig gemacht und, wenn möglich, eliminiert werden. Bald ergibt sich ein Szenario, das prädestiniert ist, in einem wahren Blutbad zu enden. Mit einer vordergründig naiven, zumindest aber höchst unkonventionellen Denkungsart schafft es der vermeintliche Held des Stücks, allergrößte Gewalt zu verhindern. Das eigentliche Drama ist: Unter den Augen seiner siegreichen Kameraden gewährt er dem Oberschurken des (System-)Feindes die Freiheit.

Fast schon traditionell ruft das Volksstück größten Widerspruch hervor. Die dargebotenen Denkungsweisen scheinen, selbst wenn sich die schreckliche Wirklichkeit von ihrer besten Seite zeigt, gegen den Zeitgeist einer auf »alternativlos« getrimmten Gesellschaft keine Chance zu haben. Warum über Alternativen nachdenken?

Leseprobe I

Erster Akt: Nach einem Handgemenge zwischen Saddam und Private Evander schlichtet der Amorkrat …

DER AMORKRAT:
Ein gemeines Wort zur falschen Zeit
Und schon entfacht ein blut’ger Streit.

PRIVATE EVANDER:
Weil an allem sie sich stoßen,
Diese Hinterwelt-Mimosen.
Zeigt man sich bei uns verletzt,
Wenn einer gegen Jesus hetzt?

DER AMORKRAT:
Die meisten nicht.
Was uns anficht,
Entstammt ganz dieser Welt,
Zum Beispiel Geld.

PRIVATE EVANDER:
Sir, gleichviel.
Mir ist es wirklich sehr verpönt,
Wenn einer mir verbieten will,
Was aus diesem Munde strömt.
All die Helden meiner Jugend
Traten ein für Freiheit und auch Tugend.
Für Toleranz und Offenheit
Waren sie zu kämpfen stets bereit.
Jetzt hält man es für angebracht,
Dass die Welt darüber lacht?

DER AMORKRAT:
Man verwechsle nicht die Freiheit
Mit bleierner Beliebigkeit.
Wohlfeiler Private Evander,
Zwar soll man Menschen niemals drängen
Doch würden Sie mir anvertrauen,
Welchem Glauben Sie anhängen?

PRIVATE EVANDER:
Sir, ich glaube, dass die Lakers
Die Meisterschaft gewinnen.
Ich glaube, dass Frauen
Die größten Freuden bringen,
Glaube, dass Rapper
Die besten Lieder singen.
Und, da bin ich mir ganz sicher:
Ich glaube, dass man um die Freiheit
Kämpfen muss und ringen.

DER AMORKRAT:
Wohlan, glücklich ist der Mann,
Der noch Leidenschaften anführ’n kann.
Doch bevor wir weiter diskutieren,
Möcht’ ich einen Fall mal konstruieren.
Gesetzt, ich schriebe ein Theaterstück
Und wär’ beseelt davon, dass ich entzück’.
Ich schüfe allerlei Figuren,
Mit scharf gezeichneten Konturen.
Das Stück würd’ spielen in den Zonen,
Wo die armen Menschen wohnen,
Wo der Dichter Verse schreibt,
An denen sich der Reiche reibt,
Wo Musiker noch Lieder spielen,
Die auf Ehrbarkeit abzielen.
Doch kurz vor Ende – das gibt es nicht! –
Stellt’ ich fest: es fehlt der Bösewicht!
Flugs baut’ ich einen Tölpel ein,
Der frech und boshaft obendrein.
Und dieses dumme Schwein
Würd’ Ihr Lieblingsrapper sein.
Und da ich alle Mittel wollt’ ausschöpfen,
Ließ’ ich ihn schlussendlich köpfen.
Ja, kein Blatt nehm’ ich vor meinen Mund.
Was mir gefällt, tu’ ich dir kund!
Ich lebe, Gott sei Dank,
In einem hübschen, freien Land.
Und wen ich auf der Bühne köpfen lasse,
Ist ganz alleine meine Sache.
Fühlt sich einer auf den Schlips getreten
Und droht mir an Kalamitäten,
So frag’ ich ihn ganz nonchalant,
Ob ihm die Freiheit sei bekannt.
Müssten Sie ein solches Stück nun sehen,
Würd’ es Ihnen dabei gut ergehen?

PRIVATE EVANDER:
Ein wenig wär’ ich schon erbost
Und vielleicht sucht’ ich im Faustkampf Trost.
Jedoch die Freiheit der Kultur
Oder feige Selbstzensur …

DER AMORKRAT:
… worüber wir hier reden nur
Ist nicht die Freiheit der Kultur.
Worüber wir hier reden
Ist schlicht und einfach das Benehmen!

Ich glaube, die Menschlichkeit fängt an, wo ungeniale Menschen glauben, daß sie aufhört.
Thomas Mann