Gespräch über die Wolken

Wolken malen oder Watte nehmen?

Gespräch über die Wolken: Ingo Munz mit Thomas Kudela

Ich bin nur neben dir, ich begleite dich nur, wie Wladimir
den Estragon und Estragon den Wladimir.

Wahrscheinlich handelt es sich bei Gespräch über die Wolken nur um eine kleine und wohl ziemlich unbedeutende Geschichte. Sie ist klassisch aufgebaut und erstreckt sich in diesem Falle von »verzweifelt« nach »hoffnungsfroh«. Zwei Fragen habe ich mir während dieser »Schreibübung« gestellt: Welchen Einfluss übt das Schriftbild auf den Leser aus? erstens, und zweitens: Gelingt es einen sehr langen Satz zu kreieren, der nicht nur halbwegs lesbar bleibt und einzig aufzählt, sondern der auch im Stande ist, eine Handlung voranzutreiben?

Jetzt, Jahre nach diesem Text, weiß ich, dass es eine schlichte Stilübung und Vorbereitung war für den Roman #Liebe.

Mithören!

Während Du liest, kannst Du den Audio-Player einschalten und die musikalische Stilübung von Thomas Kudela anhören.
Titel: Wolken.

Wolken ausmalen und sich umarmen

Wahrhaft übelgelaunt, mit einer Zigarette im Munde, just von einem übergrauen Arbeitstag heimgekehrt, von einem weiteren Tag, der im Grunde genommen nie begonnen und somit auch nicht den geringsten Anlass zur Hoffnung geboten hatte, einem Tag, der sich in seiner phantastischen Anfangslosigkeit dennoch anschickte, unendlich werden zu wollen, kleingetreten also von der empörend schrecklichen Wirklichkeit des Arbeitsalltags, von der Niedertracht und den nicht enden wollenden Demütigungen seiner Kollegen und Kolleginnen, stand er, an einem auch ansonsten verabscheuungswürdigen Tag im Spätsommer, verabscheuungswürdig im Übrigen deshalb, weil er daherkam wie ein fürchterlicher Tag im fürchterlichen November und weil dieser Tag nach immerhin einigen Wochen immerhin lauwarmen Wetters urplötzlich und vollkommen verfrüht Kübel kalten Regens über die Menschen ergossen hatte, stand er also in der bemitleidenswertesten Stimmung, die ein Mensch sich gefallen lassen muss, nämlich der, sich trotz aller eigenen Kleinheit, trotz aller eigenen Unzufriedenheit und trotzdem, dass man bei dem besten Willen nicht weiß, wie man seinem jämmerlichen Leben einen Schuss Sinn oder ein Fünkchen Hoffnung oder auch nur eine Prise Glück verleihen könnte, dass man sich aber trotz alledem und im Grunde genommen für den Größten hält, für den einzigen, der weiß, wie der Hase läuft und was die Welt im Innersten zusammenhält, in dieser unter uns Menschenkindern so weit verbreiteten Stimmung stand er, da der Regen tatsächlich nachgelassen hatte, auf der Terrasse seines nicht unansehnlichen Hauses und sprach bei dem Blick in den grauen Himmel zu seinem Freunde, der gerade eben und wie schon so oft unangekündigt zu Besuch gekommen war, recht unvermittelt folgende Worte:

Man müsste sie verbieten, die Wolken, sie abschaffen und sie zum Teufel jagen, ihnen betriebsbedingt kündigen, diesen aufgeplusterten Störenfrieden, die nichts Vernünftiges machen, die sich jeder Verantwortung entziehen und die immer nur sich treiben lassen und uns dabei das Leben verdunkeln und immer wieder nur verdunkeln.

Aber das geht doch nicht, sagte sein Freund, die Wolken bringen den Regen! Der Mensch, die Tiere, die Pflanzen, das alles würde eingehen.

Man muss ja nicht den Regen abschaffen, nur die Wolken.

Aber sie spenden Schatten und sehen auch manchmal ganz hübsch aus.

Bloß ein ästhetisches Phänomen, das ich getrost vernachlässigen kann. Man könnte Hologramme in den Himmel schicken, mit den schönsten Wolken, die man sich vorstellen kann. Und was den Schatten anbelangt: Man könnte die Sonne auch abschaffen. Oder man bearbeitet sie so, dass man sie dimmen kann, bei Bedarf.

Wenn das alles ginge, dann könnte man sie vielleicht tatsächlich abschaffen.

Genau, die Sonne abschaffen und die Wolken.

Und Schriftsteller.

Und alte Menschen.

Und junge Menschen.

Und den Internet Explorer 9.0.

Und Rasuren.

Und Warteschlangen.

Und schlechte Laune.

Und Kalendersprüche.

Kalendersprüche? Nein, sagte sein Freund, Kalendersprüche sollte man nicht abschaffen. Die liebe ich einfach zu sehr. Zum Beispiel den: Wir Menschen sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.

Und dann taten sie also das einzig Richtige: Sie umarmten sich!

Jedoch das Ende dieser kleinen, vielleicht allzu nichtigen Geschichte ist nicht, dass hinter den Wolken ganz plötzlich die Sonne hervorlugte, nein, es fing nun vielmehr wieder etwas stärker an zu regnen.

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Die Amorkratie ist sehr einfach, aber nicht einfach zu beschreiben. Die oft vernommene Verwechslung mit der »Polyamorie«, dem Christentum, dem Pazifismus oder gar der Polygamie ließ mich zunächst verzweifeln, dann anfangen zu schreiben. Fast alle meine Texte sind »amorkratisch«. Durch den Roman »Das Nichts und die Liebe« findest Du einen Einstieg.

Die CD »Klavierpoesie«

Meine Lyrik ist zumeist »amorkratisch«. Wie ich das meine, erfährst Du in meinem, Achtung!, sehr ausführlichen literarischen Verständnis Lyrik.
Gemeinsam mit Alexandra Danshova, wir treten auf unter dem Namen »Klavierpoesie«, entstand eine weitere Interpretation der Hymne »Bei Tageslicht betrachtet«.

Amorkratische Werke, u. a.:

Der Roman »#Liebe«
Der Roman »Das Nichts und die Liebe«
Das Theaterstück »Der Teufel im Erdenloch «
Die einfache Poesie »Wir lieben, wir lieben nicht«
Die Miniatur »Bei Tageslicht betrachtet«
Das Hörspiel »Das Türenkonzert«
Das Monodrama »Der letzte Mensch«
Die Miniatur »Man sollte Griechenland ausplündern«
Die Miniatur »Gespräch über die Wolken«

Die amorkratische Hymne anhören

Eine Interpretation gemeinsam mit Volker Troche (Komposition und Bass)

Bei Tageslicht betrachtet

von Die Flurpoeten

Die Amorkratie in Bildern

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