In einem der vielen Werbetexte im Vorfeld unserer Premiere in der Großen Galerie des Projektes ZKE auf der Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf hieß es: “Klavierpoesie verbindet zeitgenössische Musik mit zeitgenössischer Lyrik. Der Pferdefuß also lautet: Schubert, Schiller und Müller bleiben mal zu Hause, die Interpreten präsentieren ihre eigenen (aktuellen) Kompositionen und Lyriken. Es geht also weniger um Lindenbäume und Leiermänner als vielmehr und beispielsweise um Steckrübengesättigte und Portemonnaie-Pragmatiker…”
Viele (unterschiedliche) Werbetexte kursieren vor allem deshalb, weil wir selbst nicht wissen, was Klavierpoesie eigentlich darstellt. Es ist dies keine Koketterie im Sinne jener Künstler, die sich naturgemäß weigern, in eine spezielle Schublade gesteckt zu werden. Es ist dies bitter-süße Wahrheit, denn Klavierpoesie ist meist etwas mehr als reine Lyrik und bisweilen etwas weniger als reine Musik, also mehr als ein Gedicht und meistenteils weniger als ein “richtiges” Lied. Etwas abgeschmackt nenne ich diese Wahrheit bitter-süß, weil wir zum einen froh sind, uns tatsächlich in einer wahrhaftigen Nische zu tummeln, weil wir zum anderen aber durchaus spüren, wie schwierig es ist, aus einer Nische heraus Gehör zu finden.
Um Klavierpoesie überhaupt etwas abgewinnen zu können, das wusste ich im Vorfeld und darauf bezog sich meine Skepsis, muss das Publikum sehr genau hinhören, muss sich regelrecht konzentrieren. »Let me entertain you« wird woanders gespielt. Wir machten aus einer zwei Pausen. Fünf Stücke, Pause, fünf Stücke, Pause, vier Stücke, Ende. Dauer: zwei Stunden. Ich drängte auf eine lockere Atmosphäre. Mit dem Glas Wein in der Hand oder der Kanne Bier, ohne feste Sitzordnung und einem ungezwungenen Beisammensein vor, während und nach den Darbietungen sollte dem Ernst, der ambitionierter Lyrik nun einmal innewohnt, entgegen gewirkt werden – so zu sagen als Entschuldigung, ausnahmsweise einmal nicht nur Spaß zu machen…
Es hat, glaube ich, ganz gut funktioniert, und also wird es weitere Auftritte geben.
Mehr Informationen zu Klavierpoesie sowie einige Kommentare zu dem Konzert finden Sie hier und, wie sollte es anders möglich sein, auf Facebook.
Freilich gilt Wanda und Eugen Bednarek mein Dank. Dass ihnen, den Betreibern der beiden Malschulen in der Frillendorfer Zeche und Initiatoren des Projektes ZKE (Zusammen Kunst Erleben) darüber hinaus meine Sympathien gelten, dass ich ihnen großen Respekt zolle für die Etablierung einer sozio-kulturellen Begegnungsstätte in einem annähernd vergessenen Stadtteil, bringe ich hiermit zum Ausdruck.