Klaus Betzl filmt Klavierpoesie
Der Tatort, die Kunst und ein großes Missverständnis
Poesie und Klavier, gefilmt von Klaus Betzl
Heute Abend sitzen sie wieder alle vor dem Fernseher: der Tatort, dieses doktrinäre und populistische Feuerwerk an unerhörten Begebenheiten, grandiosen Sensationen, Extravaganzen und ganz außerordentlichen Zufällen. Protagonisten, die in neunzig Minuten tausend Leben leben und der zu Unrecht verhassten Normalität von der Schippe springen.
In der Literatur ist es mittlerweile auch so, weswegen die allermeisten Bücher in den Auslagen unserer Buchhandelsketten längst nicht mehr von Schriftstellern geschrieben werden, sondern von Ghostwritern der Polit- und TV-Prominenz, von verhassten Perversen und bewunderten Autisten. Die Kunst degeneriert zum Surrogat für Lebendigkeit. Sie ist meist nurmehr noch Trutzburg gegen Nicht-Erlebtes, gegen rein Virtuelles, gegen stumme Augen, schweigende Ohren und blinde Münder, gegen Lippen und Hände, die das Erspüren längst verlernt haben.
Wahre Kunst, behaupte ich, auch wahre Poesie, benötigt keine Sensationen, sie ist die Sensation. Als ich vor vielleicht drei Jahren die Homepage des Kameramanns Klaus Betzl zum ersten Male besuchte, da erblickte ich ein sehendes Auge, eine lebendige Wahrnehmung und ein erlerntes Handwerk. Er, Klaus Betzl, das wusste ich sofort, könnte eine Butterblume beim Wachsen filmen, ohne die Zeit raffen zu müssen, und er würde unseren Augen gleichwohl eine Zeit des Erstaunens und der Ästhetik schenken. Danke, Klaus!
⇒ Konventionelle Romantik
So richtig romantisch ist die Welt erst dann, wenn wir mindestens sieben Milliarden Menschen ungesühnt lieben dürfen, heißt es in dem Roman »Das Nicht und die Liebe«. Dagegen ist dieses kleine Gedicht ein echtes Loblied auf die zweieinige Liebe.
In Frankreich
In dem Lavendelduft seh’ ich Dich liegen,
Daunen landen sanft auf Deinem Innern,
Frischer Atem schenkt Dir Blumen
Und die Erde schaukelt sacht Dich in den Schlaf.
Das Korn erblüht in Deiner Sonne Seele,
Wenn süß wie jetzt Du schmeckst und liegst
Zärtlich in meinen Gedanken.
Beinahe täglich begleitet mich Klavierpoesie und stets gibt es Neues zum Schmunzeln, Schmelzen und Nachsinnen. Die schöne Stimme in Kombination mit Alexandras fabelhaftem Klavierspiel ist Teil meines Alltags geworden.
In die CD reinhören:
Eine meditative Erregung
Zur ausführlichen Bildergalerie mit Fotografien von Wanda Korfanty-Bednarek.
Zum Artikel »Szmaty Taty: Klavierpoesie im verhängten Paradies«
Klaus Betzl filmt Klavierpoesie: Der Tatort, die Kunst und ein großes Missverständnis